Finance: Konjunkturprognosen für kommende Quartale nach unten korrigiert

Die Expertengruppe revidiert ihre Erwartungen für die Schweizer Konjunktur in den kommenden Quartalen leicht nach unten. Die Weltwirtschaft dürfte sich schwächer entwickeln als bisher angenommen, und die Unsicherheit ist gross. Das bremst die Exportwirtschaft und die Investitionen.

Im Jahresverlauf 2019 haben sich das internationale Umfeld und die Aussichten für die Schweizer Konjunktur verschlechtert. Die Expertengruppe prognostiziert für 2019 ein BIP-Wachstum von 0,8 %, für 2020 eines von 1,7 % (Prognose von Juni: 1,2 % respektive 1,7 %). Zu einem erheblichen Teil geht die Abwärtsrevision 2019 allerdings auf den Effekt grosser Sportveranstaltungen zurück, der wenig konjunkturelle Relevanz hat. Dieser akzentuiert sowohl die Abschwächung des BIP-Wachstums 2019 als auch die Beschleunigung 2020 deutlich.*

Von der Auslandnachfrage sind im Prognosehorizont etwas geringere Impulse zu erwarten als noch in der letzten Prognose veranschlagt; u. a. mehren sich beim wichtigen Handelspartner Deutschland die Hinweise auf ein schwaches zweites Halbjahr 2019. Darunter leiden vor allem die konjunktursensitiven Branchen der Exportwirtschaft, wie die Metall- und Maschinenindustrie. Die Aufwertung des Frankens der vergangenen Monate bremst die Ausfuhren zusätzlich. In der Summe prognostiziert die Expertengruppe, dass die Exporte 2019 erstmals seit mehreren Jahren nur unterdurchschnittlich stark wachsen.

Auch für die Binnenkonjunktur haben sich die Aussichten eingetrübt. Aufgrund der rückläufigen Auslastung ihrer Produktionskapazitäten, der schwachen Auftragseingänge und der grossen Unsicherheit dürften die Unternehmen in naher Zukunft trotz günstiger Finanzierungsbedingungen nur zaghaft in Ausrüstungen investieren. Für die Bauinvestitionen wird ebenfalls eine verhaltene Entwicklung prognostiziert: Steigende Leerstandsziffern und sinkende Baubewilligungen deuten zumindest im Hochbau auf eine gewisse Sättigung des Marktes hin.

Demgegenüber erwartet die Expertengruppe für den Konsum, dass sich das moderate Wachstum der ersten Jahreshälfte fortsetzt, getragen von der immer noch günstigen Lage am Arbeitsmarkt. 2019 dürfte die Beschäftigung solide wachsen, hauptsächlich im Dienstleistungssektor, und die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt bei tiefen 2,3 %** liegen. Darüber hinaus stützt die rückläufige Inflation (Jahresteuerung 2019: +0,5 %) die Kaufkraft der Haushalte.

Im kommenden Jahr dürfte sich die Schweizer Konjunktur nur allmählich aufhellen. Zum einen geht die Expertengruppe davon aus, dass das weltwirtschaftliche Wachstum gegen Ende des Prognosehorizontes leicht anzieht. Sofern eine weitere erhebliche Eskalation des internationalen Handelskonflikts ausbleibt, erfahren damit auch der Welthandel und der Schweizer Aussenhandel eine gewisse Belebung. Gleichzeitig ist mit einer moderaten Erholung der Investitionstätigkeit zu rechnen. Der private Konsum schliesslich sollte 2020 im Zuge einer weiter wachsenden Beschäftigung und von moderaten Lohnzuwächsen etwas an Dynamik gewinnen.

Konjunkturrisiken
Für die Weltkonjunktur überwiegen die Abwärtsrisiken deutlich. Mit der Einführung weiterer Zölle auf chinesische Konsumgüter durch die USA hat sich der internationale Handelskonflikt erneut verschärft. Bei einer weiteren Zuspitzung wäre von einer stärkeren Abschwächung der Konjunktur auszugehen als in der Prognose veranschlagt.

Die politische Unsicherheit ist weiterhin hoch, zum einen bezüglich des Brexit, zum anderen im Verhältnis der Schweiz mit der EU im Zusammenhang mit dem Rahmenabkommen. Ein ungeordneter Brexit hätte erhebliche bremsende Effekte auf die europäische Konjunktur und damit indirekt auf die Schweiz; eine Verschlechterung des Verhältnisses der Schweiz mit der EU könnte die Standortattraktivität und die Investitionsbereitschaft in der Schweiz beeinträchtigen.

Angesichts der Verunsicherung sowie der fragilen Lage in einigen Schwellenländern wie beispielsweise Argentinien ist das Risiko von Finanzmarktturbulenzen zuletzt angestiegen. Der Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken könnte ausserdem zunehmen, falls sich weitere Risiken mit erheblicher Tragweite materialisieren, mit entsprechenden bremsenden Effekten auf die Exportwirtschaft.

Im Inland bleibt angesichts schwelender Ungleichgewichte weiterhin das Risiko einer starken Korrektur im Immobiliensektor bestehen.

* Weiterführende Informationen zum Sportevent-Effekt: Medienmitteilung zum BIP im 2. Quartal, Konjunkturtendenzen Frühjahr 2018 und Herbst 2017.
** Für die Berechnung der Arbeitslosenquote wird seit Juli 2019 eine neue Basis (Anzahl Erwerbspersonen) verwendet. Die Umstellung bewirkt eine Abwärtsrevision der Arbeitslosenquote und damit der Prognose um 0,1 Prozentpunkte.

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