VISCHER führte Untersuchung im Psychiatriezentrum Münsingen über Kirschblüten-Gemeinschaft

Das Psychiatriezentrum Münsingen (PZM) hat am Dienstag (21. Juni 2022) die Ergebnisse einer Untersuchung von Vorwürfen rund um die Anstellung von drei ehemaligen Mitarbeiterinnen aus dem Kreis der umstrittenen Kirschblüten-Gemeinschaft veröffentlicht und verschiedene Massnahmen angekündigt, so unter anderem die Trennung vom Ärztlichen Direktor und die Einrichtung einer Meldestelle für Mitarbeitende. Die Untersuchung führte VISCHER und ein Team von zwei medizinischen Experten durch.

Team von VISCHER

Das Team von VISCHER wurde von David Rosenthal geführt und bestand weiter aus Marc Ph. Prinz, Jeannine Dehmelt und Alexander Rom.

Information des Psychiatriezentrums Münsingen über die Untersuchung

Das Psychiatriezentrum Münsingen informiert wie folgt über die Resultate der Untersuchung:

Das Psychiatriezentrum Münsingen (PZM) ergreift Massnahmen in der Organisation und Führung. Diese stützen sich unter anderem auf eine Untersuchung von vier unabhängigen externen Experten.

Die Untersuchung zeigt: Aufgrund der Anstellung von drei ehemaligen Mitarbeiterinnen aus der umstrittenen Kirschblüten-Gemeinschaft sind keine Patient:innen zu Schaden gekommen. Die Experten bestätigen jedoch Schwachstellen namentlich in Bezug auf die Klinik für Depression und Angst.

Als Konsequenz setzt das PZM die ärztliche Direktion neu kollegial zusammen. Die medizinische und pflegerische Leitung der Klinik für Depression und Angst wird neu besetzt.

Der Verwaltungsrat des PZM Münsingen hat im Februar 2022 vier externe Experten damit beauftragt, die Vorwürfe rund um die Anstellung von drei ehemaligen Mitarbeiterinnen aus dem Kreis der umstrittenen Kirschblüten-Gemeinschaft unabhängig abzuklären. Nun liegen die Ergebnisse der Untersuchung vor. Die Experten konnten bei den ehemaligen Mitarbeiterinnen aus dem Kreis der Kirschblüten-Gemeinschaft kein Fehlverhalten feststellen. Auch strafrechtlich relevante Verfehlungen wurden im PZM nicht festgestellt. Die Experten halten fest, dass keine Patient:innen zu Schaden gekommen sind.

Experten bestätigen bekannte Schwachstellen

Die externe Untersuchung hat jedoch im erweiterten Kontext verschiedene organisatorische und führungsspezifische Schwachstellen aufgezeigt, insbesondere in Bezug auf die Klinik für Depression und Angst. Als Gründe nennen sie einerseits die problematische Doppelfunktion des ärztlichen Direktors und Chefarztes der Klinik für Depression und Angst sowie Führungsschwächen. Andererseits weisen sie darauf hin, dass die Geschäftsleitung der Arbeit des ärztlichen Direktors und Chefarztes in den vergangenen Jahren zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt und diese nicht ausreichend kontrolliert hat. Gemäss den Experten fehlt zudem eine externe, anonyme Meldestelle für vermutetes Fehlverhalten. Und schliesslich stellten die Experten fest, dass es am PZM bisher keine klaren Regeln hinsichtlich Beziehungen unter Mitarbeitenden gebe.

Leitung der Klinik für Depression und Angst wird neu besetzt

Der Verwaltungsrat des PZM ist beruhigt, dass bezüglich der Arbeit der drei ehemaligen Mitarbeiterinnen kein Fehlverhalten und keine Beeinträchtigungen von Patient:innen festgestellt wurden. Der Verwaltungsrat sieht jedoch auf mehreren Ebenen Handlungsbedarf. Im Detail hat er folgende Massnahmen beschlossen, die nun umgesetzt werden:

  • Der Verwaltungsrat löst das Arbeitsverhältnis mit Prof. Dr. Thomas Reisch unter Berücksichtigung der vertraglichen Kündigungsfrist auf. Thomas Reisch war bis Februar 2022 sowohl ärztlicher Direktor als auch Chefarzt der Klinik für Depression und Angst. Der Verwaltungsrat ist aufgrund der Untersuchung, den Erkenntnissen der letzten Monate und wegen unterschiedlicher Auffassungen zu Führungs- und Kulturfragen zum Schluss gekommen, dass die gemeinsame Basis für eine weitere Zusammenarbeit fehlt. Thomas Reisch ist bereits seit Februar 2022 von seinen Aufgaben am PZM befreit und wird weiterhin nicht mehr am PZM tätig sein. Der Verwaltungsrat dankt Thomas Reisch ausdrücklich für sein langjähriges Engagement.
  • Die Leitung der Klinik für Depression und Angst – Chefarzt und vakante Stelle Leitung Pflege – wird ausgeschrieben und neu besetzt. Bis zur Stellenbesetzung werden wie bisher Dr. med. Ingo Butzke, Chefarzt der Klinik für Psychose und Abhängigkeit, und Dr. Philipp Mattmann, Direktor Pflege und Bildung, die Klinik für Depression und Angst gemeinsam interimistisch führen.
  • Die ärztliche Direktion wird künftig nicht mehr durch eine Einzelperson mit Doppelfunktion wahrgenommen, sondern durch eine kollegial zusammengesetzte ärztliche Direktion. Die ärztliche Direktion setzt sich neu aus allen Chefärzt:innen des PZM zusammen.
  • Verwaltungsrat und Geschäftsleitung haben bereits eine aktivere Führungsrolle übe[1]nommen und optimieren die Führungskultur. Erste Schritte dazu sind erfolgt und werden aktuell in gemeinsamen Workshops mit den Kadern erarbeitet.
  • Das PZM hält an seiner diskriminierungsfreien Anstellungspraxis fest. Seit diesem Frühjahr verzichtet das PZM jedoch aufgrund der laufenden Untersuchungen auch seitens des Kantons Bern auf die Anstellung von Mitgliedern der Kirschblüten-Gemeinschaft. Das PZM wird sich dazu unter anderem mit der kantonalen Gesundheitsdirektion und den UPD vertieft austauschen und das Vorgehen anschliessend festlegen.
  • Das PZM distanziert sich nach wie vor und ausdrücklich von den von der Kirschblüten-Gemeinschaft praktizierten Therapien und lehnt diese mit Nachdruck ab. Diese umstrittenen, pseudowissenschaftlichen Praktiken sind am PZM tabu. Für die Behandlungen am PZM gelten für alle Mitarbeitenden verbindlich die Richtlinien der anerkannten Fachgesellschaften sowie nationaler und internationaler Organisationen.
  • Das PZM hat für die Untersuchung eine unabhängige, externe Meldestelle für Mitarbeitende geschaffen und wird diese beibehalten. Damit sollen die Mitarbeitenden die Möglichkeit erhalten, anonym Probleme und mutmassliches Fehlverhalten zu melden und anzubringen.
  • Den Prozess für eine klare Regelung zum Thema Beziehungen zwischen Mitarbeitenden hat das PZM im Rahmen der Schärfung der Compliance-Richtlinien in der Zwischenzeit bereits angestossen. Weiterentwicklung des PZM ist im Gang Der Verwaltungsrat wird die Ergebnisse der Kirschblüten-Untersuchung in einem nächsten Schritt umfassend mit der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion des Kantons Bern diskutieren. Er wird die Erkenntnisse der vier unabhängigen Experten in den kommenden Arbeitssitzungen zudem vertieft analysieren.

«Die Untersuchung hat Problemfelder aufgezeigt und bestätigt, an denen wir bereits seit letztem Jahr arbeiten», sagt PZM-Verwaltungsratspräsident Jean-Marc Lüthi.

«Wir wollen eine moderne Organisation und Führungskultur, die sich an der bestmöglichen Betreuung der uns anvertrauten Patientinnen und Patienten orientiert. Dementsprechend werden wir das PZM weiterentwickeln als integrierte psychiatrische Versorgerin und attraktive Arbeitgeberin.»

PZM-Direktor Ivo Spicher seinerseits hält fest: «Ich bin erleichtert, dass die Experten-Untersuchung bestätigt hat: Es sind keine Patientinnen und Patienten zu Schaden gekommen. Die Experten haben jedoch den Finger auf einzelne Schwachstellen gelegt, die wir selbstkritisch und mit der notwendigen Sorgfalt angehen.»

 

Kommentare (0)

Wir verwenden Cookies, um unsere Website und Ihr Navigationserlebnis zu verbessern. Wenn Sie Ihren Besuch auf der Website fortsetzen, stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen zum Datenschutz finden Sie hier.

Akzeptieren