Zum Tod von Prof. Dr. Luzius Wildhaber

Der bedeutende Völkerrechtler und ehemalige Rektor der Universität Basel, Professor Luzius Wildhaber, ist diese Woche in seinem 83. Lebensjahr verstorben. Die Universität Basel, welche den Tod heute kommuniziert hat, wird ihn in dankbarer Erinnerung behalten.

Prof. Dr. iur., LL.M., J.S.D., Dr. h.c. mult. Luzius Wildhaber war während über 20 Jahren Ordinarius, Dekan (1980/81 und 1989/90) sowie Rektor (1992/1993) der Universität Basel. Geboren 1937 in Basel, lehrte er nach Studien an den Universitäten Basel, Paris, Heidelberg, London und Yale (USA) sowie einer Professur in Freiburg i. Üe. von 1977 bis 1998 Staats- und Völkerrecht an der Universität Basel. 1991 wurde er Richter am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, 1998 bis 2007 dessen erster hauptamtlicher Präsident.

Im Nebenamt war Wildhaber von 1975 bis 1988 Richter am Staatsgerichtshof von Liechtenstein, zudem unter anderem Stabschef der Expertenkommission der Totalrevision der schweizerischen Bundesverfassung und Mitglied zahlreicher anderer Expertenkommissionen und internationaler Schiedsgerichte. Er erhielt bedeutende Auszeichnungen und zahlreiche internationale Ehrendoktorate für seine wissenschaftlichen Publikationen und die von ihm mitgeprägte internationale Rechtsprechung insbesondere zum Schutz der Menschenrechte.
Wildhabers Vorlesungen und Seminare sowie seine fundierten Stellungnahmen und Voten zeugten nicht nur von seinem beeindruckenden juristischen Sachverstand, sondern auch von seiner stets vorgelebten humanistischen und liberalen Grundhaltung. Die Abdankungsfeier findet im engeren Familien- und Freundeskreis statt.

Eine Gedenkfeier der Universität und der Juristischen Fakultät wird zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt.

Curriculum Prof. Dr. Luzius Wildhaber

Familie
Geboren 1937. Verheiratet mit Simone Wildhaber-Creux, Dr. rer publ., 1963; verwitwet 1994. Zwei Töchter, Anne (1968) und Isabelle (1973). Wiederverheiratet und geschieden.

Erziehung
Studien an den Universitäten Basel, Paris, Heidelberg, London und Yale.
Dr. iur. Basel 1961, Advokaturexamen Basel-Stadt 1964, LL.M. Yale Law School 1965, J.S.D. Yale Law School 1968; Amerbach-Preis der Universität Basel 1965, Ambrose Gherini-Prize der Yale Law School 1965.
Universität (und Verwaltung)
Professor für Völker-, Staats- und Verwaltungsrecht und vergleichendes Staatsrecht an der Universität Basel 1977-1998.
Professor an der Universität Freiburg i.Ue. 1971-1977.
Privatdozent an der Universität Basel 1969-1971.
Völkerrechtsdirektion im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) 1968-1971.
Dekan, 1980-1981 und 1989-1990; Rector designatus der Universität Basel, 1990-1992; Rektor, 1992-1994; Prorektor, 1994-1996.
Visiting Professor an der Yale Law School, 2008; Gastlehraufträge am IUHEI Genève (1974) und an den Universitäten Ottawa (1996), George Washington (1996), Basel (2007 und 2009), Luzern (2007), St. Gallen (2007), Bilgi (Istanbul, 2007), Ritsumeikan (Kyoto, 2008), Bristol (2009), New South Wales (Sydney, 2009).

Gerichte
Richter am liechtensteinischen Staatsgerichtshof, 1975-1988.
Richter am Verwaltungsgericht der Interamerikanischen Entwicklungsbank, 1989-1994.
Mitglied diverser internationaler Schiedsgerichte, 1983-1997.
Richter am “alten” nebenamtlichen Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, 1991-1998.
Richter und Präsident des “neuen”, vollamtlichen Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, 1998-2007.
Vize-Präsident des OSCE-Gerichts für Schlichtung und Schiedsgerichtsbarkeit (seit 2007).
Präsident des Verwaltungsgerichts des Europarats (seit 2009).

Nebenamtliche Tätigkeiten
Stabschef, Mitglied des Leitenden Ausschusses und Verfasser des Schlussberichts der bundesrätlichen Expertenkommission zur Vorbereitung einer Totalrevision der Bundesverfassung, 1974-1978, sowie Mitglied des wissenschaftlichen Beirats zur Verfassungsrevision, 1994-1996.
Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Internationales Recht, 1979-1990.
Mitglied des “Institut de Droit International”, seit 1991.
Experte der Kanadischen Bundesregierung im Verfahren vor dem Obersten Gerichtshof Kanadas über Fragen der Rechtmässigkeit einer einseitigen Sezession von Quebec 1996-1997.
Ernennung von “Drei Weisen” zur Beurteilung der Sanktionen von 14 EU-Staaten gegen Österreich, 2000.

Vorträge
Vortragsreisen in USA, Canada, Großbritannien, Australien; Vorträge in Albanien, Andorra, Armenien, Aserbaidschan, Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Georgien, Griechenland, Großbritannien, Irland, Island, Italien, Kroatien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Mazedonien, Moldowa, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, San Marino, Schweden, Schweiz, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Türkei, Ukraine, Ungarn, Zypern; USA, Canada, Costa Rica, Südafrika, Indien, Japan, Hongkong, Südkorea, Australien.

Ehrungen
Verdienstorden von Litauen; Commander des Ordens von Oranje-Nassau (Niederlande); Grosses Goldenes Ehrenzeichen am Bande (Österreich); Orden des Sterns von Rumänien; St. Agata-Orden von San Marino.
Ehren-Bencher der Inner Temple Inn (London); Ehren-Bencher der Society of King’s Inn (Dublin); Ehren-Mitglied der Internationalen Juristen-Kommission.
Goldmedaille der Masaryk-Universität, Brno (Tschechische Republik); Verdienstmedaille des ungarischen Verfassungsgerichts; Goldmedaille des armenischen Verfassungsgerichts.
Ehrendiplom des ukrainischen Parlaments.
Marcel Benoist-Preis (Schweiz); Rölli-Bölli-Preis (Walenstadt, Schweiz).
Anna Göldi-Menschenrechtspreis (Schweiz).
12 Ehrendoktorate.

 

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