Unbefugtes Aufnehmen von Gesprächen: Auslegung des Begriffs des „nichtöffentlichen“ Gesprächs durch Bundesgericht im Urteil 7. Februar 2020 (6B_943/2019) erweitert

Die Auslegung des Begriffs des „nichtöffentlichen“ Gesprächs wurde durch das Bundesgericht im Urteil 7. Februar 2020 (6B_943/2019) erweitert. Das Bundesgericht bestätigt einen Schuldspruch des Genfer Kantonsgerichts wegen unbefugten Aufnehmens von Telefongesprächen mit einem Polizeibeamten. Um als „nichtöffentlich“ qualifiziert zu werden, muss sich ein Gespräch nicht zwingend auf den Geheim- oder Privatbereich der Beteiligten beziehen oder im Rahmen persönlicher oder geschäftlicher Beziehungen erfolgen.

Der Beschwerdeführer hat ohne vorgängige Warnung mehrere Telefongespräche aufgezeichnet, die er im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit mit einem Polizeibeamten geführt hatte. In der Folge hat er die Aufnahmen per E-Mail im beruflichen Umfeld des Polizeibeamten verbreitet, weshalb Letzterer Strafantrag stellte. Das erstinstanzliche Gericht erklärte den Beschwerdeführer des unbefugten Aufnehmens von Gesprächen (Artikel 179ter des Schweizerischen Strafgesetzbuches, StGB) schuldig, was das Kantonsgericht des Kantons Genf bestätigte.

Das Bundesgericht weist die Beschwerde ab. Der Beschwerdeführer hatte geltend gemacht, dass die aufgezeichneten Gespräche im Rahmen der amtlichen Tätigkeit des Polizeibeamten geführt worden seien. Artikel 179ter StGB sei den Straftaten gegen den Geheim- oder Privatbereich zuzuordnen und folglich nicht anwendbar. In einem Leitentscheid von 1982 (BGE 108 IV 161) hat das Bundesgericht festgehalten, dass ein nichtöffentliches Gespräch den privaten Bereich berühren müsse, um den strafrechtlichen Schutz von Artikel 179ter StGB zu geniessen. Das sei bei Gesprächen persönlicher oder geschäftlicher Natur der Fall. In Berücksichtigung des Zwecks von Artikel 179ter StGB sowie der herrschenden Lehre ändert das Bundesgericht seine diesbezügliche Rechtsprechung. Zweck dieser Strafbestimmungen ist es, dem Einzelnen zu erlauben, sich mündlich frei äussern zu können, ohne befürchten zu müssen, dass seine Aussagen gegen seinen Willen aufgezeichnet werden und die ohne Hintergedanken ausgesprochenen Worte auf diese Weise verewigt werden. Folglich spielt es keine Rolle, ob die Äusserungen den Geheim- oder Privatbereich betreffen und in welcher Eigenschaft die Beteiligten diese tätigen.

Vorliegend waren die Gespräche zwischen dem Beschwerdeführer und dem Polizeibeamten nicht dazu bestimmt, von Dritten gehört zu werden. Zudem war das Recht des Polizisten, sich frei zu äussern, nicht dadurch beschränkt, dass die Gespräche seine amtliche Tätigkeit betrafen. Die Gespräche waren demzufolge „nichtöffentlich“, weshalb das Bundesgericht den Schuldspruch wegen unbefugten Aufnehmens von Gesprächen bestätigt.

Hier sind die Schlüsselerwägungen des Bundesgerichts:

En conclusion, l’analyse qui précède commande d’abandonner l’interprétation restrictive retenue dans l’arrêt publié aux ATF 108 IV 161, à savoir que la conversation “ non publique “ figurant à l’art. 179ter CP devait se rapporter au domaine secret ou privé de ceux qui y prennent part et intervenir dans un contexte de relations personnelles ou commerciales, à l’exclusion de l’exercice d’un devoir de fonction. Une interprétation plus large de la disposition légale, plébiscitée unanimement par la doctrine et soutenue par la jurisprudence plus récente, apparaît fondée au regard de la genèse de la loi, de sa systématique, ainsi que des buts qu’elle poursuit. Aussi, on retiendra désormais que pour déterminer si une conversation est “ non publique “ au sens des art. 179bis et 179ter CP, il faut examiner, au regard de l’ensemble des circonstances, dans quelle mesure elle pouvait et devait être entendue par des tiers. La conversation n’est pas publique lorsque ses participants s’entretiennent dans l’attente légitime que leurs propos ne soient pas accessibles à tout un chacun. La nature de la conversation peut constituer un indice à cet égard, mais n’est pas seule décisive. Cette solution permet ainsi de protéger l’individu contre la diffusion de ses propos en-dehors du cercle des personnes avec lequel il a choisi de partager ses opinions, peu importe en quelle qualité il s’est exprimé.“ (E.3.6).

Sur le vu de ce qui précède, il faut conclure que les conversations téléphoniques entre l’intimé et le recourant n’étaient pas publiques. En effet, comme la cour cantonale l’a constaté, les paroles échangées entre le recourant et l’intimé l’avaient été dans un contexte dans lequel elles n’étaient pas destinées à être entendues par des tierces personnes. Il est en particulier sans importance que l’intimé ait agi dans le cadre de ses devoirs de fonction, cette circonstance ne permettant pas de lui dénier le droit de pouvoir s’exprimer librement sans craindre que ses propos ne soient enregistrés à son insu. Les conditions objectives de l’art. 179ter CP étaient donc réalisées.“ (E.3.7).

Diese Erweiterung des Geltungsbereichs des privaten Gesprächs durch das Bundesgericht könnte in der Praxis noch weitreichende Folgen haben. Es bleibt abzuwarten, ob das Bundesgericht die Definition der unter Art. 179ter StGB fallenden Gespräche in weiteren Urteilen konkretisiert.

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