Schwächere Weltkonjunktur bremst Exporte

Konjunkturprognosen der Expertengruppe des Bundes, Frühjahr 2019* – Die Expertengruppe senkt ihre Prognose für das BIP-Wachstum 2019 von 1,5 % auf 1,1 %. Die Weltwirtschaft verliert stärker an Schwung als bisher angenommen. Das bremst den Schweizer Aussenhandel und die Investitionstätigkeit. 2020 sollte das Wirtschaftswachstum anziehen und auf 1,7 % steigen.

In der zweiten Jahreshälfte 2018 kühlte sich die Konjunktur in der Schweiz deutlich ab. Zum einen büssten die Weltwirtschaft und der Welthandel an Dynamik ein, was auch den Schwei-zer Aussenhandel dämpfte. Zum anderen blieben Wachstumsimpulse seitens der Inlandnach-frage aus. Insbesondere schwächte sich die Investitionstätigkeit markant ab.

Die Expertengruppe erwartet, dass die Konjunktur 2019 im Inland wie international nur allmählich wieder an Schwung gewinnt. Insbesondere haben sich die Aussichten im europäischen Ausland zuletzt deutlich eingetrübt, und die Wachstumsprognosen für den wichtigen Handelspartner Deutschland wurden stark nach unten korrigiert. Damit entwickelt sich die internationale Nachfrage nach Schweizer Produkten schwächer, und die Exportwirtschaft verliert an Dynamik.

Im Zuge einer verhaltenen Auftragsentwicklung bei gleichzeitig grosser Unsicherheit investieren die Unternehmen in der Schweiz auch in den kommenden Quartalen zögerlich in ihre Produktionskapazitäten. Für die Bauinvestitionen ist ebenfalls mit einem geringen Wachstum zu rechnen: Die Leerstandsziffern steigen, und die Immobilienpreise sind tendenziell rückläufig.

Die Konjunkturabschwächung macht sich auch am Arbeitsmarkt bemerkbar. Zwar beträgt die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt 2019 noch niedrige 2,4 %; das Beschäftigungswachstum schwächt sich aber ab, und das Lohnwachstum bleibt gering. Dementsprechend entwickelt sich der private Konsum unterdurchschnittlich, obwohl die nachlassende Inflation (Jahresteuerung 2019: 0,4 %) die reale Kaufkraft der Haushalte stützt. In der Summe senkt die Expertengruppe ihre Prognose für das BIP-Wachstum 2019 deutlich von 1,5 % (Prognose von Dezember 2018) auf 1,1 %.

Im Jahr 2020 sollte die Weltwirtschaft moderat an Schwung gewinnen. Unter der Bedingung, dass eine weitere Verschärfung des internationalen Handelsdisputs ausbleibt, zieht auch der Welthandel wieder an. Das stützt die Exportwirtschaft der Schweiz. Gleichzeitig gewinnen die binnenwirtschaftlichen Wachstumskräfte an Bedeutung. Insbesondere steigt die Investitionsbereitschaft wieder deutlich, und der private Konsum wächst im Zuge eines stärkeren Beschäftigungswachstums und steigender Realeinkommen etwas dynamischer. Daher prognostiziert die Expertengruppe für 2020 ein wieder höheres BIP-Wachstum von 1,7 % (Prognose von Dezember 2018: 1,7 %) bei einer Jahresteuerung von 0,6 %. Bei der Arbeitslosenquote dürfte sich die aktuelle Konjunkturabschwächung mit Verzögerung manifestieren: Die Expertengruppe rechnet für 2020 mit einem Anstieg auf jahresdurchschnittliche 2,6 %.

Konjunkturrisiken
Für die Weltkonjunktur überwiegen weiterhin die Abwärtsrisiken. Sollte sich der Handelsdisput zwischen den USA und anderen wichtigen Wirtschaftsräumen weiter verschärfen, dann würden sich die Weltkonjunktur und der Welthandel stärker abkühlen als in der Prognose angenommen. Der Schweizer Aussenhandel, aber auch die Investitionstätigkeit der Unternehmen würde dadurch gebremst. Besonders betroffen wäre die Schweiz, falls der Konflikt zwischen den USA und der EU eskalieren würde und z. B. Zölle in beträchtlicher Höhe auf deutsche Automobile eingeführt würden. Umgekehrt könnte die Konjunktur im In- und Aus-land bei einer Einigung in wichtigen Aspekten des Handelsstreits wieder stärker anziehen.

In Europa ist die politische Unsicherheit nach wie vor hoch. Insbesondere ist offen, ob der Brexit Ende März 2019 vollzogen wird und wie sich das Verhältnis zwischen der Europäischen Union und dem Vereinigten Königreich dann gestalten wird. Dazu kommt die wirtschaftliche und finanzielle Situation Italiens, die nach dem Abgleiten des Landes in die Rezession wieder grössere Risiken birgt.

Mit einer gewissen Unsicherheit ist weiterhin das Verhältnis zwischen der Schweiz und der EU belastet, so im Zusammenhang mit dem Rahmenabkommen und der Unternehmenssteuerreform. Sollte sich das Verhältnis mit der EU deutlich verschlechtern, könnte die Investitionstätigkeit der Unternehmen leiden. Angesichts schwelender Ungleichgewichte bleibt im Inland zudem das Risiko einer starken Korrektur im Immobiliensektor bestehen. Umgekehrt besteht aber die Möglichkeit, dass die Binnenkonjunktur in der Schweiz auch angesichts der guten Arbeitsmarktlage wieder stärker anzieht und die schwache Entwicklung der zweiten Hälfte 2018 zumindest teilweise kompensiert.

* Vertiefte Informationen zu den Prognosen der Expertengruppe und den Risiken finden sich in der vierteljährlichen Publikation « Konjunkturtendenzen », die online (www.seco.admin.ch/konjunkturtendenzen) sowie in gedruckter Form als Beilage der Zeitschrift « Die Volkswirtschaft » (www.dievolkswirtschaft.ch) erscheint.AC

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