Niederer Kraft Frey-Partner Till Spillmann erwirbt Beteiligung am Sonnenberg

Wie hrt.ch gestern berichtete, findet beim traditionellen „Restaurant der Sonnenberg“ in Zürich eine Neuausrichtung statt. Freddy Burger hat sich entschieden, sich aus der Betriebsführung des Restaurants Sonnenberg durch die Gebetour AG zurückzuziehen. Die Gebetour AG wird auf 1. April 2021 von den zwei Investoren Till Spillmann, hauptberuflich Partner von Niederer Kraft Frey, und Jean Claude Bregy übernommen. Giovanni Rizzo vom Restaurant Stapferstube in Zürich übernimmt die Geschäftsleitung. Erfahren Sie hier mehr dazu im Exklusivinterview mit Till Spillmann.

Sehr geehrter Herr Kollege Spillmann, Sie werden ab nächster Woche zum Miteigentümer des Sonnenbergs, einem Lokal, welches wir unserer Leserschaft ja nicht weiter erklärten müssen. Wie fühlen Sie sich?

Ich fühle mich sehr gut dabei und kann es kaum erwarten, mit dem ganzen Team den Sonnenberg neu eröffnen zu dürfen.

Der Sonnenberg ist ein magischer Ort – ich glaube auch, viele Zürcherinnen und Zürcher haben eine spezielle Verbindung zum Sonnenberg. Natürlich haben wir im Team auch grossen Respekt vor der Aufgabe. Gastronomie – und dann noch in diesen Zeiten – ist ein ganz schwieriges, aber auch wunderschönes Pflaster.

Wie kam es zu dieser Transaktion?

Der Sonnenberg war unter Gastronomen schon seit einiger Zeit im Gespräch. Letztlich lief aber alles ganz schnell. Die Chemie zwischen Freddy Burger und uns hat gestimmt, was wohl ein ganz wichtiges Element war. Von der ersten Kontaktnahme bis zur Unterschrift vergingen keine drei Wochen.

Haben Sie die M&A-Verhandlungen selber geführt, und waren diese spannend?

Ja, ich habe sie selber geführt. Kommerziell hatten wir sehr rasch ein gemeinsames Verständnis. Spannend war, dass auch dem Verkäufer der Sonnenberg wahnsinnig ans Herz gewachsen ist. Es war ihm wirklich wichtig, „seinen“ Sonnenberg in die richtigen Hände geben zu können – es war auf eine sehr schöne Art und Weise eine emotionale Angelegenheit. Freddy Burger wird uns zum Glück auch als Ehrenpräsident erhalten bleiben. Dafür sind wir ihm sehr dankbar.

Es war auch interessant, weil auf eine gewisse Weise zwei Welten aufeinandergeprallt sind. Hier der Wunsch nach dem Handschlag und da der Transaktionsanwalt mit der Idee, dass man ja schon noch ein paar Dinge schriftlich festhalten sollte. Letztlich haben wir uns auf einen schriftlich festgehaltenen Handschlag geeinigt – was mir ganz sympathisch war.

Ist das Closing der Transaktion bereits durch?

Ja.

Sie übernehmen mit dem Sonnenberg eine Institution mit einer grossen Geschichte. Wie gehen Sie damit um?

Mit viel Respekt, aber vor allem viel (Vor-)Freude und Leidenschaft. Der Sonnenberg ist ein Traumbetrieb, gerade auch deshalb, weil er eine grosse Geschichte hat. Diese ist aber keine Belastung, sie beflügelt uns.

Was dürfen wir als Gäste vom Sonnenberg erwarten?

Der Sonnenberg wird wieder allen Zürcherinnen und Zürchern offenstehen. Back to the roots – wie zu Rolf Wismers Zeiten. Qualitativ gutes Essen, aber kein „Chichi“, in lockerer, lebhafter Atmosphäre mit wunderschöner Aussicht zu vernünftigen Preisen.

Und ich bin überzeugt: Giovanni Rizzo ist der perfekte Gastgeber im Sonnenberg!

Der Sonnenberg ist nicht Ihr erstes Investment im Bereich der Gastronomie. Wie kamen Sie in diese Branche?

Der eigentliche Grund waren die Gründer vom La Stanza. Ich hab in der Gründer und Anfangszeit viel Zeit im La Stanza verbracht. Ich habe sie bewundert für die Leidenschaft, die sie für ihr Projekt an den Tag gelegt haben. Schnell war mir klar, dass ich ebenfalls irgendwann einmal in Richtung Gastronomie gehen möchte. Die apoTHEKE war dann der erste Schritt, das PURO kam kurz darauf dazu. In den Anfangszeiten haben wir jeweils am morgen früh noch selber die Marzocco eingestellt und kalibriert, weil Gastronomie für mich weit mehr als ein Investment war und immer noch ist.

Wie beurteilen Sie die zukünftigen Chancen der Gastronomie?

Die Gastronomie ist eine arg gebeutelte Branche. Die Leute arbeiten enorm hart für wenig Geld. Das Konsumverhalten der Gäste hat sich auch stark verändert. Der Sonnenberg ist eigentlich ein gutes Beispiel für diese Entwicklung.

Ich glaube aber sehr an die Branche, weil Gastgeber zu sein, eine sehr schöne Aufgabe ist und weil – das zeigt gerade die heutige Zeit – es für uns Menschen wahnsinnig viel Lebensqualität bedeutet, sich in einer Bar oder einem Restaurant treffen und austauschen zu können. Ich denke, deshalb gibt es viele Gastronomen, die ihr Geschäft mit viel Leidenschaft betreiben. Aber – das musste ich auch lernen – ein bisschen „gastrogestört“ muss man schon sein…

Welche Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede gibt es zwischen Anwaltskanzlei und Gastronomie?

Beides sind people’s businesses, bei beiden geht es um long hours. Ansonsten sind wir Anwälte verwöhnt im Vergleich zu den Gastronomen. Gastronomie ist ein absoluter Knochenjob. Das kann man von der Anwaltstätigkeit nicht behaupten, auch wenn man sehr viel arbeitet. Dafür gibt es in der Gastronomie sehr viel mehr spannende Begegnungen – man ist quasi viel näher am Leben dran – zumindest viel näher als ich das als Wirtschaftsanwalt bin.

Sehr geehrter Herr Kollege, wir wünschen Ihnen einen guten Start im Sonnenberg und freuen uns auf einen Besuch des Lokals.

Interview: Boris Etter

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