Ein Besuch beim aufstrebenden Legal Tech Unternehmen Approovd

Es ist 8:30 Uhr an einem Montagmorgen. Ich bin heute mit Vertretern von Approovd verabredet, einem schnell wachsenden Legal Tech Unternehmen im Zürcher Seefeld. Ich habe bereits viel über das Unternehmen gehört und gelesen, nicht zuletzt dank prominenter Unterstützer wie dem Schweizer Staranwalt Prof. Dr. Rolf Watter oder dem ehemaligen Chefjuristen der Novartis Dr. Felix Ehrat. Heute möchte ich mehr darüber erfahren, was Approovd ausmacht und wer hinter dem rasanten Wachstum steht. An der Eingangstür zum Büro werde ich von der CEO Maja Zulauf mit einem breiten Lächeln und einem «schön, dass Du uns heute besuchen kommst» empfangen. Auch Camille Auberson, COO und offensichtlich gerade zurück von einer morgendlichen Velotour (das verrät mir sein Velohelm in der rechten Hand) gesellt sich zu uns. Die Stimmung ist von Anfang an entspannt und trotzdem professionell. Start-up mit Ambitionen halt.

«Legal Tech» in aller Munde

Ein Beweggrund hinter meinem Besuch ist die Tatsache, dass Approovd ein Legal Tech Unternehmen ist. Der Begriff Legal Tech ist zurzeit in aller Munde und ich frage in die Runde, wie man diesen Begriff hier versteht. Im weitesten Sinne sei unter dem Begriff alles zu verstehen, was mithilfe von Technologie rechtliche Prozesse unterstütze, automatisiere und/oder digitalisiere. Im Fokus stünde dabei aber die rechtlichen Arbeitsprozesse, fasst mir Maja den Begriff «Legal Tech» zusammen. Camille, selbst Anwalt, zuvor langjähriger Mitarbeiter bei einer führenden Schweizer Wirtschaftskanzlei und verantwortlich für den rechtlichen Content fügt an, dass Legal Tech nicht etwa dazu da sei, den Anwalt zu ersetzen, sondern vielmehr, um dessen Arbeitsprozesse effizienter zu gestalten bzw. ihm Flügel zu verleihen. Allerdings müsse man auch sagen, dass sich das Angebot von Approovd vor allem direkt an KMU richte, also an Personen ohne oder mit sehr gezieltem juristischem Hintergrund. Von „Klassiker“ wie etwa der Arbeitsvertrag oder noch die Geheimhaltungsvereinbarung bis hin zum zeitgemässen Social Infuencer Vertrag, deckt Approovd die Bedürfnisse der Schweizer Firmen ab. Letzteres sei denn auch Grund und Motivation gewesen, dass Approovd begonnen habe, Rechtsdokumente für jedermann zu automatisieren.

Viel Skalierungspotential

Womit wir mitten im Thema wären. Maja erklärt mir, dass Approovd nicht nur Rechtsdokumente automatisiere. Vielmehr habe sich das Unternehmen mehr und mehr Richtung Compliance-, Kollaborations- und Vertragsmanagementtool entwickelt. So könne man Rechtsdokumente eben nicht nur generieren, sondern auch gegen Standards vergleichen und im Team bearbeiten, signieren oder formatieren. Diese Strategie habe sich gerade auch zu Zeiten von COVID-19 bezahlt gemacht – die Kundenbasis sei in den vergangenen 6 Monaten um 400% gewachsen. Maja fügt an, dass dieser Erfolg wohl eng damit zu tun habe, dass jährlich Milliarden (weltweit: 244 Milliarden Dollar) für repetitive juristische Arbeiten ausgegeben würden. Gerade wo der Kostendruck hoch sei, würden solche Kosten gerne eingespart. Aber auch der Trend zur Digitalisierung der Prozesse, beschleunigt durch das Home Office, habe Approovd auch Rückenwind beschert.

Während wir sprechen, ergänzt Caner Cengiz die Runde. Er ist auch Jurist und Mitarbeiter erster Stunde und verantwortlich für den Bereich Sales und die Kundenbetreuung. Von ihm möchte ich wissen, welche Erfahrungen er aus Gesprächen mit Kunden gewonnen hat, die Approovd bereits nutzen. Er erklärt mir, dass Kunden oft eine schnelle und sichere Lösung für die Erstellung von Rechtsdokumenten suchten. Approovd biete hier die Möglichkeit rechtlich hochwertige Dokumente ohne juristisches Vorwissen zu erstellen. Die Kunden schätzten sehr, dass man dabei eng durch den interaktiven Interviewprozess geführt werde, was Fehler de facto fast verunmögliche.

Automatisierte Vertragserstellung: eine Art „Contract-Streaming“

Fasziniert von der guten Stimmung, den vielen Ideen und dem spürbaren Willen Grosses zu erreichen, möchte ich nun wissen, wie das Tool von Approovd funktioniert. Camille, der für den rechtlichen Content verantwortlich ist, zeigt mir am Beispiel eines Arbeitsvertrags wie der Prozess funktioniert. Schritt für Schritt werde ich hier durch einen interaktiven Fragebogen geführt. Zu fast jeder Frage gibt es Hinweise, die vor allem Nicht-Juristen aufzeigen sollen, wie eine bestimmte Frage zu beantworten ist. Am Ende klicke ich auf „Absenden“. Der Vertrag wurde nun anhand der von mir gemachten Angaben erstellt. Mit drei weiteren Klicks ist er auch rechtsgültig signiert. Dauer: ungefähr 5 Minuten. Die Einfachheit des Prozesses fasziniert mich und erinnert mich an das Streaming-Modell von Plattformen wie Spotify, wo ich meine Lieblingsmusik jederzeit hören kann. Der einzige Unterschied ist, dass auf Approovd nicht Musik, sondern rechtliches Know-How gestreamt wird! Mir wird sofort klar, wie hier nicht nur viel Zeit eingespart wird, sondern auch die Qualität verbessert wird.

Legal Engineer: eine neue Berufsbezeichnung

Mittlerweise hat sich auch Louis Probst zu uns gesellt, der als Legal Engineer bei Approovd arbeitet. Auf meine Frage, was unter einer solchen Berufsbezeichnung zu verstehen ist, erklärt mir Louis, dass es seine Aufgabe sei, die Logik einer juristischen Vorlage mit einem möglichst kompakten und vor allem strukturierten Fragebogen zu verknüpfen, damit der Endnutzer auch ohne juristische Vorkenntnisse verständlich und effizient ein hochqualitatives Rechtsdokument generieren könne. Bei jedem automatisierten Rechtsdokument gelte bereits für den ersten Entwurf das Vier-Augen-Prinzip. Später würde dieser Entwurf weiter in das Plenum gereicht und sogar von ausgewiesen externen Anwälten geprüft. Nur Vorlagen, die alle drei Überprüfungen standhielten, würden live geschaltet.

Fazit: Lust auf mehr

Schneller als ich denken kann, ist unser 90-minütiges Treffen auch schon wieder vorbei. Ich habe ein Unternehmen kennengelernt, dass für einen Rechtsdienstleister einen sehr lockeren Umgang pflegt, eigentlich fühlt man sich hier eher wie bei einem Technologieunternehmen. Die Professionalität, mit der der Content erstellt wird, ist ebenso unverkennbar wie das Gefühl, dass das Team noch Grosses vor hat. Man kann gespannt sein, denn: Die Reise hat gerade erst begonnen. Wir wünschen viel Erfolg!

Von: Matteo Ritzinger

Bei diesem Artikel handelt es sich um eine aktualisierte Version (per 16. Februar 2021) des in der Printausgabe 2/2020 erschienen Artikels.

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